Meditationssamen – Archiv

Februar 2013

Der Weg, der ist

Laut Parmenides gibt es drei Wege:

Der eine Weg, jener des absoluten Nicht-Seins, kann allerdings wegen seiner gehaltlosen Natur aus Nichtwirklichkeit naturgemäß nicht begangen werden.
Auf dem anderen Weg, jenem der Meinung und der Erscheinung, erscheinen die Dinge, sind jedoch nicht das Fundament, welches der Erscheinung zugrunde liegt.

Diesbezüglich gibt es ein bedeutsames Beispiel bei Gaudapada und Shankara, den zwei Philosophen und Mystikern, die den Advaita Vedanta kodifiziert haben:

Im abendlichen Halbdunkel sieht ein Wanderer auf einem Feldweg eine Schlange. Aus Furcht kehrt er um. Dort liegt aber keine Schlange, sondern ein eingerolltes Seil, das jemand liegengelassen hat.

Unsere sinnlich-sensorischen Werkzeuge haben sich getäuscht. Die Wahrheit-Wirklichkeit ist das Seil. Und diesem Seil hat der Wanderer seine trügerische Meinung überlagert. ...

Wenn also der erste Weg nicht ist und nie sein kann, und wenn der zweite Weg nicht der letzten Wahrheit entspricht, die ihren Daseinsgrund in sich selbst findet, folgt Parmenides daraus:

»Es bleibt nur eine Rede über den Weg, der ist.
Auf diesem Weg gibt es enthüllende Zeichen
sehr zahlreich: dass das Sein nicht-entstanden ist,
unzerstörbar, denn es ist ganz in seiner Gesamtheit,
unbewegt und ohne Ende.«

© Asram Vidya Februar 2013

aus Parmenides, Über die Anordnung der Natur



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