Meditationssamen – Archiv

Tag– und Nachtgleiche Frühjahr 2014

Gerechtigkeit

Wir glauben, dass das Wort »Gerechtigkeit« (dikaiosyne) ebenso wie »Liebe« seit der Entstehung der Menschheit existiert; darum ist es ein bedeutsames Wort mit tiefgründigem Sinn und verschiedenen Auslegungen ... Und weil wir uns auf der dualen oder besser polaren Ebene befinden, haben wir in Gegensatz zur Gerechtigkeit die Ungerechtigkeit; zwischen diesen beiden Begriffen verläuft ein äußerst schmaler Pfad - wie auf Messers Schneide. Laut Platon ist es erforderlich, sich an das zu erinnern, was man wirklich ist.

Was ist gerecht und was ist ungerecht? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, und wir werden nicht einmal versuchen, sie erschöpfend zu behandeln, da sie, als fundamentales Prinzip des Individuums, von enormer Komplexität und Universalität ist.

Beginnen wir mit der Aussage, dass die Idee von Gerechtigkeit dort entsteht, wo ein Wesen mit bestimmten Bedürfnissen anderen Wesen mit anderen, manchmal auch gegensätzlichen Bedürfnissen gegenübersteht. Es ist klar, dass sich dabei, weil man zusammenleben muss, die Frage erhebt, wie man die verschiedenen Bedürfnisse und vielfältigen Wünsche in Einklang bringen kann und wer, im Fall einer Vielzahl von Personen, »regieren« soll ...

Aus diesem Grund müssen wir den Sinn bzw. das Prinzip von Gerechtigkeit sowohl auf der individuellen als auch auf der kollektiven Ebene untersuchen; dann sollten wir herausfinden, wer die Fähigkeiten und Qualifikationen zu führen und zu regieren hat; um uns abschließend zu fragen, was Ungerechtigkeit ist.

© Asram Vidya März 2014

aus Raphael, Feuer der Philosophen



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